Grußwort des Freundeskreises zum 300-jährigem Jubiläum beim Festakt am 28.04.2012
Ich stehe hier für den Freundeskreis der St. -Ursula-Schule, der seit 16 Jahren Kloster und Schule begleitet. Im Namen aller Mitglieder des Vereins darf ich dem Konvent unsere herzlichsten Glückwünsche zum Jubiläum aussprechen.
Als die Ursulinen in einer Kutsche mit kleinem Gepäck und großem Mut 1712 von Kitzingen nach Würzburg kamen, um dem Auftrag Angela Mericis getreu hier eine Schule mit Internat für Mädchen zu gründen, und als sie das aufgelassene Kloster der Antoniter neu belebten, ahnten Sie nicht, dass sie, rein statistisch gesehen, alle 60 Jahre wieder einen Neubau auf die Beine zu stellen hatten.
Neubauten, Ausbauten, Umbauten, Sanierungen begleiten diese 300 Jahre Schul -und Klostergeschichte. Eingebettet in die wechselhafte Historie der Domstadt, trafen deren Umbrüche auch die Kommunität der Ursulinen. Immer wieder war ein Neubeginn gefordert.
Und es gehörte für den Konvent Mut, Durchhaltevermögen und großes Gottvertrauen dazu, sich diesen Herausforderungen immer wieder zu stellen, um die Zukunft der Schule zu sichern. In der Chronik wird vom Neubau zu Zeiten Balthasar Neumanns berichtet, und es heißt, „man lebte bescheiden und wirtschaftete klug“, um die Schulden nach und nach zu begleichen Die Ursulinen fanden in all diesen Belastungen durch die Bauvorhaben immer wieder großherzige Sponsoren und Unterstützer, sei es von Seiten der Kirche oder durch private Spender.
Wie aber hält man dreihundert Jahre lang all diese Herausforderungen durch?
Ich glaube nur, wenn man sich einer Aufgabe verpflichtet sieht, die höher zu gewichten ist als alle Widrigkeiten des Alltags, eine Aufgabe, die erfüllt und begeistert.
Und dies ist, das Vermächtnis Angela Mericis. Ihr Aufruf, sich um junge Frauen und Mädchen, besonders sozial schwache, um deren Belange, Bildung und religiöse Erziehung zu kümmern, führte zum Schulorden der Ursulinen.
Seit 300 Jahren leben die Ursulinen in Würzburg, der Konvent garantiert die Kontinuität. Seine Kraft speist sich aus der Spiritualität des Ordens
Dazu zwei Gedanken:
Angela Merici hat ihren Schwestern in ihren “Riccordi“, den „Regulae“ und dem „Testament“, ein geistiges Fundament hinterlassen, das noch heute trägt. Ihrer Pädagogik, in kurze Sätze gekleidet, liegt ein absolut positives Menschenbild zugrunde. Ihre Ratschläge zum Umgang mit den Kindern sind von Menschenkenntnis, Klugheit und christlicher Liebe getragen und von zeitloser Gültigkeit.
Zum andern hat sie kein starres Regelwerk hinterlassen, sondern den Wechsel in Geschichte und Gesellschaft vorausschauend gesehen und daher geraten, Situationen zu beobachten und klug auf die Herausforderungen der jeweiligen Zeit zu reagieren.
All dies umzusetzen bedarf es nicht nur der verehrten Schwestern des Konvents der Ursulinen. Seit den Weimarer Tagen gibt es weltliche Lehrkräfte an der Schule, ein Kollegium, das engagiert und motiviert den besonderen Geist der Schule mit trägt.
Seit dreihundert Jahren erfüllen junge Mädchen das Haus mit Leben, arbeiten hart für ihre Schulabschlüsse und erhalten eine christliche Erziehung.
Seit dreihundert Jahren vertrauen Eltern aus unserer alten Domstadt, aber auch der weiteren Umgebung der Schule ihre Töchter an.
Wenn so viele Menschen an einer gemeinsamen Aufgabe, getragen von der gemeinsamen Verantwortung arbeiten, wird auch Gottes Segen sie begleiten.
Und diesen wünscht der Freundeskreis dem Konvent und der Schule für die Zukunft.
Almud Timinger, Vorsitzende des Freundeskreises der St.-Ursula-Schule